2001 Resümee aus vier Pannen

Resümee aus vier Pannen

‘Was zu viel ist, ist zu viel!’, so ist es bereits im Bericht über die Panne Nr. 4 zu lesen. Wir wollen allem voran und in aller Bescheidenheit unsere eigenen Fähigkeiten als Verein, als Lokomotiv-, sowie als Werkstattpersonal nicht leichtfertig überschätzen. Und jedes Mal, wenn die 012 einen Schaden erlitten hat, haben wir zunächst den Spiegel vor unser eigenes Antlitz gehalten. 

Doch was soll man beispielsweise an einem Achslager mehr machen, als das, was bei jeder Nachschau, bei jedem Unterwegshalt und bei jeder Fristarbeit durch uns unternommen wird? Vor Inbetriebnahme der Lok wird ein jedes, insbesondere dann, wenn das Fahrwerk vorher zu Reinigungszwecken abgespritzt worden ist, sorgfältig entwässert und soweit aufgefüllt, bis das Öl an den Filzen aus dem Unterkasten heraustritt. Es wird auch peinlich darauf geachtet, dass die hierzu erforderlichen Utensilien wie Kannen und Ölspritze ebenso sauber sind, wie das Schmiermittel selbst. Während des Lokeinsatzes werden die Lager bei jeder sich bietenden Möglichkeit auf eventuelle Erwärmung hin abgefühlt. Ebenso wird der Ölverbrauch jedes einzelnen Lagers genau beobachtet und in Vergleich zu den Übrigen gebracht.

Es ist uns auch bekannt, dass es an einem Lager Verschleiß und Alterung gibt. Aber doch nicht bei 3000 gefahrenen Kilometern nach erfolgter Fahrwerkshauptuntersuchung! 

Neben den vier im Text beschriebenen folgenschweren Pannen hatten wir obendrein weitere technische Unregelmäßigkeiten zu bewältigen, die allerdings überwiegend vom Lokpersonal bzw. im Bw Neumünster behoben werden konnten. Da fiel bereits einen Tag nach dem ‘Roll out’ die Lichtmaschine aus, weil das Ankerlager festgefressen war. Auf dem Steuerkolben der Luftpumpe waren schon bei der ersten Fahrt zwei Kolbenringe gebrochen, auf der gleichen Tour musste das viel zu eng eingestellte Tenderbremsgestänge gelöst werden. Am Hilfsbläser und an der Luftpumpe rissen die Frischdampfrohre bereits während der ersten Einsatztage. Probleme gab es auch mit der Dampfstrahlpumpe, die von innen völlig verkalkt war. Die Kesselsicherheitsventile waren in den Sitzen undicht und mussten nachträglich ausgetauscht werden, in der Kolbenspeisepumpe waren Teile der Saug- und Druckventile weit unter die zulässigen Werkgrenzmaße abgenutzt, jedoch bei der Aufarbeitung nicht erneuert worden. Ebenso musste der Blasrohrkopf durch uns neu einzementiert und weitere Undichtigkeiten in der Rauchkammer beseitigt werden.

Kurzum: Unser Start nach knapp dreijähriger Dampf-Abstinenz ist trotz einiger Fahrten, die die 012 tapfer durchgestanden hat, trefflich daneben gegangen. Und aufgrund des Umstandes, dass wir ja nicht nur das Lok- und Werkstattpersonal stellen, sondern darüber hinaus selbst Reiseveranstalter sind und in enger Kooperation mit dem DBMuseum arbeiten, wird unser Verein sehr schwer durch die Folgen der technisch bedingten Ausfälle der 012 100-4 belastet. 

‘Wie überlebt Ihr das nur?’ lautet eine an uns in den zurückliegenden Wochen und Monaten häufig gestellte Frage. Die Antwort fällt knapp und eindeutig aus: Zum einen erleben wir seit geraumer Zeit einen hervorragenden Zusammenhalt in unserer Gruppe und zum anderen wirkt sich das seit der personellen Umbesetzung im Bereich der DB-Nostalgieverkehre entwickelte absolut ungetrübte Verhältnis zur Abteilung ‘MGM 4′ des DBMuseums entsprechend positiv auf die schwierige Gesamtsituation aus.

Die 012 100-4 wird wie bereits ausgeführt nochmals dem DLW Meiningen zur Instandsetzung zugeführt. Und da wir uns erst am Anfang ihrer Kessel- und Fahrwerksfrist befinden, wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Lok wenigstens ihre ‘Restlaufzeit’ zuverlässig funktionieren wird.