Rückblick 2008 – Ausblick 2009
Auch wenn im Jahr 2008 keine Einsätze mit der 012 100-4 durchgeführt werden konnten, gibt es für unseren Verein überhaupt keinen Grund, sich bezüglich dessen, was im zu Ende gehenden Jahr geleistet wurde, zu verstecken. Im Gegenteil, unsere aktiven Vereinsmitglieder haben sich von dem leidigen Konflikt mit dem DB Museum in keiner Weise demoralisieren lassen, sondern nach dem Motto „Jetzt erst recht!” beachtliches geleistet. Und zwar nicht nur ausnahmslos an jedem Samstag innerhalb des Berichtszeitraums, sondern auch an diversen zusätzlichen Tagen.
Über die Wintermonate wurde üblicherweise witterungsbedingt „Innendienst” versehen. Von den beiden Archivräumen konnte einer neu tapeziert und mit neu beschafftem Mobiliar ausgestattet werden. Dort werden Eisenbahnzeitschriften, Fachliteratur, Bilder, Zeitungsausschnitte und sonstige Gegenstände archiviert. Auch das Büro wurde etwas umgestaltet und mit neuer Kommunikationselektronik versehen. Eine gründliche Reinigung erfuhren derweil die Spind- und Duschräume im Keller der Lokleitung. An trockenen Tagen rückte unser „kettensägendes Vegetationsteam” meterhohen Birken und anderem Wildwuchs auf unserem Bahngelände zu Leibe. Wie in jedem Jahr wurde nach Ablauf der Frostperiode die Entkonservierung unserer Fahrzeuge vorgenommen, wobei das bei den Lokomotiven 012 100-4 und 215 122-3 mit einem recht beträchtlichen Aufwand verbunden ist und auch nur von unseren staatlich geprüften Kesselwärtern ausgeführt werden darf. Leider kamen die genannten Fahrzeuge danach aus bekannten Gründen nicht zum Einsatz.
Auch die Anfang April erfolgte erneute Vertragskündigung durch die Deutsche Bahn hielt uns nicht davon ab, weiter mit Hochdruck an den Anlagen, Gebäuden und Fahrzeugen des Bw Neumünster zu arbeiten. Vorrangig beschäftigten wir uns zunächst mit den Lokomotiven 082 008-4 und 094 692-1, welche Anfang Juni anlässlich der Großveranstaltung „Kiel unter Volldampf” in der Landeshauptstadt am Bollhörnkai ausgestellt werden sollten. Die 82er wurde aus diesem Anlass optisch der von uns gepflegten „Epoche IV” angepasst. Leider durfte die Lok wegen eines kritischen Maßes (vordere Pufferhöhe über Schienenoberkante) nicht nach Kiel überführt werden, so dass wir dorthin nur mit der 94er fahren konnten. Entscheidend war für uns aber, dass sich überhaupt wieder einmal eine Gelegenheit eröffnete, uns in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang die konstruktive Zusammenarbeit sowohl mit dem Veranstalter, der Firma CEA Flensburg, als auch mit der Regionalbahn Schleswig-Holstein, welche als Eisenbahn-Verkehrsunternehmen für die Hin- und Rücküberführung unserer preußischen T 16.1 verantwortlich zeichnete.
Die 082 008-4 wurde 2008 in den beim Bw Neumünster gepflegten optischen Zustand der so genannte „Epoche IV” versetzt. |
Die Sommermonate wurden schwerpunktmäßig dazu genutzt, die Gebäude instand zu setzen. Auch hier steht unser Verein vor der schwierigen Situation, dass das DB Museum als Mieter der gesamten Anlage nicht bereit ist, für die Beseitigung der Baumängel zu sorgen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten konnten wir jedoch immerhin die Westwand des Lokleitungsgebäudes neu verfugen. Derweil wurde unser Fahrzeugbestand um ein Exponat reduziert. Am 18. Juni trat die Lokomotive V 20 036 per Tieflader ihre Rückreise nach Glückstadt an, wo sie nun von dem Verein „Freunde der Marschbahn e.V.” betreut wird.
Betriebsmaurer Sparr beim Verfugen des sanierungsbedürftigen Mauerwerks der Lokleitung. |
Leider nur vereinsintern und demzufolge nicht öffentlich haben wir am 13. September das Jubiläum „30 Jahre Museumslokomotive 042 271-7” begangen. In zahlreichen Arbeitsstunden wurde unsere vereinseigene Lokomotive zuvor nicht nur äußerlich auf Hochglanz gebracht, auch die Rauch- und Heizrohre des Kessels wurden einmal gründlich gereinigt. Wie bereits für die 82er und die 94er haben wir anlässlich dieses Jubiläums auch für unsere 042 271-7 einen so genannten „Flyer” aufgelegt, in welchem die Geschichte der jeweiligen Lokomotive sowie die Baureihe, welcher sie entstammt, in Wort, Skizze und Bildern dargestellt wird.
Am 13. September 2008 stand die 042 271-7 wieder einmal ganz im Mittelpunkt des REF-Vereinsgeschehens. Auf den Tag genau 30 Jahre zuvor wurde diese Lokomotive vom Bw Rheine nach Rendsburg überführt. |
Blitzblank sauber und trocken hatten wir schließlich den Kessel der 012 100-4 am 29. September dem Sachverständigen Achim Decker vom Dampflokwerk Meiningen vorzustellen. Das DLW war vom DB Museum mit der Durchführung einer inneren Untersuchung nach § 33 der Eisenbahn Bau- und Betriebsordnung beauftragt worden, um dadurch die Frist des Druckbehälters um ein Jahr verlängern zu können. Leider erfüllte sich nicht unsere Hoffnung, dass es sich bei dieser Maßnahme um ein Indiz dafür handeln könnte, dass die DB doch noch an einer einvernehmlichen Lösung zur Beilegung des Konflikts interessiert sein könnte. Eine entsprechende Anfrage von unserer Seite wurde vom DB Museum in Nürnberg rigoros abschlägig beschieden. Immerhin ist aber durch den betreffenden Schriftwechsel dokumentiert worden, dass die DB den langfristigen betriebsfähigen Erhalt der 012 100-4 vorgesehen hat. Mittlerweile sind alle im Bw Neumünster beheimateten historischen Fahrzeuge wieder winterfest gemacht worden. An den besonders beschädigten Dächern der Hochbauten „Öl-Lager” und „Werkstatt Einfeld” haben wir notdürftige Reparaturen vorgenommen, so dass dort zumindest keine Feuchtigkeit mehr durch diese Bereiche in die Räume eindringen kann.
Die schadhafte Heizung im Werkstattgebäude „Einfeld“ wurde durch die REF ebenso instandgesetzt, wie das Dach dieses Hochbaus. |
Während unserer samstäglichen Arbeitseinsätze war das Bw Neumünster stets auch für Besucher geöffnet. Zwar waren es nicht an jedem Wochenende hunderte von Menschen, die sich anmeldeten, aber einzelne Gruppen, Familien mit Kindern oder auch Eisenbahnfreunde aus fernen Gefilden konnten wir allenthalben bei uns begrüßen. Was mit dem kürzlich vom DB Museum verhängten Besuchsverbot bezweckt werden soll, blieb uns bislang verborgen. Wir gehen aber davon aus, dass auch das in Kürze beleuchtet, und danach nicht mehr länger aufrecht zu halten sein wird.
Für das zu Ende gegangene Jahr 2008 können wir also aus unserer Sicht durchaus eine stolze Bilanz ziehen, denn immerhin sind wieder mehr als 5000 ehrenamtlich geleistete Stunden zusammengekommen. Dieses Engagement, gepaart mit handwerklichem und eisenbahnspezifischem Fachwissen hat die Existenz unseres Vereins „Rendsburger Eisenbahnfreunde e.V.” trotz teilweiser doch sehr widriger Umstände nie in Gefahr bringen können. Ich bin fest davon überzeugt. dass mit der Fortsetzung dieses Einsatzes demzufolge auch unsere Zukunft gesichert sein wird.
Wie bereits an anderer Stelle ausführlich dargelegt, haben die REF beim Landgericht Frankfurt/Main erneut eine Feststellungsklage auf Unrechtmäßigkeit der von der DB ausgesprochenen Vertragskündigung einreichen lassen. Auch über die maßgeblichen Gründe, welche den Vereinsvorstand zu diesem Schritt bewogen haben, ist in unserer Berichterstattung tiefgründig eingegangen worden. Mehrfach hatte unser Verein die Rücknahme der Klage für den Fall angeboten, dass die Kündigung des Vertrages zurückgenommen und die Wiederaufnahme der Kooperation, möglicherweise auch auf einer völlig anderen, als der bisherigen Basis, wieder aufgenommen werden kann. Doch das DB Museum bzw. die Rechtsabteilung der DB lehnte diese Angebote stets rigoros ab und stellte klar, dass sie an der Vertragskündigung festhalte. Auch eine persönliche Einladung an den neuen Kaufmännischen Leiter des DB Museums, Jörg Brewe, sich vor Ort im Bw Neumünster ein Bild über die Situation zu machen, wurde rigoros abschlägig beschieden. Stattdessen erteilte Herr Breuninger vom DB Museum unserem Verein Mitte November ein Verbot, Besuchern das Betreten des Museumsgeländes im Bw Neumünster zu gestatten. Kurzum: Es besteht offensichtlich kaum eine Chance, die DB zu einer außergerichtlichen Beilegung des Konflikts zu bewegen. Inwieweit demzufolge überhaupt noch Hoffnung auf eine Abwendung des Gerichtsverfahrens bestehen kann, vermag an dieser Stelle nicht beurteilt zu werden. Ein solch wünschenswerter Schritt setzt eben nicht nur unverbindlich erklärte Gesprächsbereitschaft, sondern den ernsten Willen zu einer gütlichen Einigung voraus. Sollte sich unverhofft noch solch eine Lösung abzeichnen, wird unser Verein hierauf unverzüglich und vorbehaltlos eingehen.
Das Landgericht Frankfurt/Main hat nach Eingang der Klageerwiderung durch die Deutsche Bahn AG beiden Parteien nochmals die Gelegenheit eröffnet, Stellung zu den schriftsätzlichen Einlassungen der jeweiligen Gegenseite zu beziehen. Der Termin für die mündliche Verhandlung ist schließlich auf Donnerstag, den 26. Februar 2009 festgesetzt worden.
Volker Siewke, 1. Vorsitzender